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Wie viel Krise verträgst du noch?

Wie viel Krise verträgst du noch?

„Ich wär gerne voller Zuversicht, jemand, der voll Hoffnung in die Zukunft blickt, der es schafft, all das einfach zu ertragen …“ Ich musste mir diese Zeilen aus einem Song von Felix Kummer ausborgen, da sie gerade sehr gut beschreiben, worin wir uns alle befinden: nämlich in einer krisengebeutelten Zeit. Gleich vorab: Ja, es ist ok, sich in so einer Krise nicht ok zu fühlen! Und ja, das Thema psychische Gesundheit muss endlich jenem der physischen Gesundheit in Unternehmen zumindest gleichgestellt werden! Es geht schließlich um Leben und Tod …

Krise geht und Krise kommt

Liegt es an meinem Alter oder schlittern wir gerade von einer in die andere Krise – und das doch ziemlich schnell? Mir kommt vor, dass es früher mehrere Atempausen gab, bevor die nächste Herausforderung über uns als Gesellschaft hereinprasselt. Wobei ja, ich weiß, dass das Wort „früher“ die Vergangenheit immer viel romantisierter erscheinen lässt: „Früher war ja alles besser.“ Aber eigentlich nicht. Nichtsdestotrotz bringt jedes Jahr oder jede Dekade ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Mit den Menschen in den Nachkriegsjahren möchte ich beispielsweise auch nicht tauschen. Die Frage ist aber eigentlich: Wie geht’s dir mit den Krisen um dich herum? Und nein, die Antwort „Eh gut“ lasse ich nicht gelten. Überlege, wie geht’s dir denn wirklich?

Alles aktuell, via Livestream & Co

Es gibt unser Leben, also unsere Beziehungssituation, unseren Job, unsere Freund:innen & Familie, unsere Hobbys etc. Daneben existiert aber noch das sogenannte Weltgeschehen. Jenes, welches wir kaum bis gar nicht beeinflussen können. Wir sind Zusehende und Beobachtende: Wir hören Geschichten und Informationen über Freund:innen, Bekannte, aber auch via Social Media, TV uvm. Die Informationsflut ist immens! Möchte man sich über ein Thema näher informieren oder aktuell dran bleiben, dann verbringt man schon mal Stunden vor dem TV, Handy oder PC, weil man sich ganz locker von einer zur anderen Seite durchklicken kann, oder am Livestream hängen bleibt. Auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen: Genau diese Eindrücke und vor allem Krisen machen etwas mit uns!

Die Menschen sind schlecht und die Welt ist am Arsch, aber alles wird gut! Das System ist defekt, die Gesellschaft versagt, aber alles wird gut! Dein Leben liegt in Scherben und das Haus steht in Flammen, aber alles wird gut! Fühlt sich nicht danach an, aber alles wird gut!

Felix Kummer / Der letzte Song

Leistungsdruck bis die Welt untergeht

Obwohl um uns herum so viel passiert (Wirtschaftskrise, Pandemie, Krieg in Europa, Klimakrise uvm.) und uns diese Einflüsse teilweise direkt, aber jedoch immer indirekt betreffen, geht unser Leben – vor allem das Arbeitsleben – weiter wie bisher. Die Krise: Wir sehen tausende flüchtende Personen in den Nachrichten, aber unsere Deadlines verschieben sich nicht. Wir erleben Naturkatastrophen auf der ganzen Welt, doch das Projekt muss trotzdem unter Zeitdruck fertiggestellt werden. Dass die psychische Gesundheit einen minderen Stellenwert hat, als die physische ist leider Realität, jedoch völlig überholt. Motivation, Leistungsdruck und Flexibilität sind Eigenschaften, die oft gefordert werden – auch wenn gerade neben uns die Welt untergeht. Dieser Druck führt oft dazu, dass wir unsere psychische Gesundheit so lange „wegdrücken“ damit wir funktionieren bis es nicht mehr geht und das Fass überläuft. Dabei sind die Folgen viel schwerwiegender als früh genug den Fokus auf Prävention zu legen.

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… oder sie brennen aus!

Ich finde die derzeitige Situation ziemlich widersprüchlich: Auf der einen Seite nehmen Unternehmen gerade sehr viele Ressourcen in die Hand, um die besten Talente zu finden, damit sie auf die aktuellen Herausforderungen reagieren können und sich für die Zukunft rüsten. Auf der anderen Seite wird auf die psychische Komponente kaum bis gar keine Rücksicht genommen: Der Druck, die Workload und die Geschwindigkeit mit der Projekte abgewickelt werden müssen, werden erhöht, bis die Talente schlussendlich nicht mehr können. Sie ziehen entweder die Reißleine und verlassen dann das Unternehmen oder sie brennen aus. Oft kostet es nicht nur den Job, sondern auch das Leben! Kein Job, keine Tätigkeit und kein Unternehmen ist es Wert, die eigene Gesundheit auf das Spiel zu setzen. Wie viel Krise verträgst du also noch?

Prävention rettet Leben

Deshalb ist es wichtig, dass speziell in Unternehmen der Fokus auf den Erhalt der psychischen Gesundheit gesetzt wird. Dabei spielt Prävention eine wichtige Rolle, denn wie auch bei physischen Gefahren, müssen auch die psychischen evaluiert und dagegen gesteuert werden. Wichtig dabei ist die Sensibilisierung und die Aufklärung zu diesem Thema, besonders beim Top Management, aber auch bei allen Führungskräften sowie bei den Human Resources Expert:innen. Die österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching hat die Kampagne „Viertel vor Burnout“ gestartet, um genau hier den handelnden Personen eine Art Toolbox mit Informationen rund um dieses Thema an die Hand zu geben. Ich selbst, durfte Teil dieser Kampagne sein und zur Prävention via Social Media aufrufen. Psychische Gesundheit und somit auch der Erhalt der Leistungsfähigkeit geht uns alle etwas an. Schauen wir auf uns, aber schauen wir auch auf unsere Kolleg:innen! Die nächste Krise kommt bestimmt.

See Also

#LinkBox

Österreichische Vereinigung für Supervision & Coaching: Viertel vor Burnout / Informationen

ÖVS: Mood Tracker (persönliche Empfehlung!)

ÖVS: Entspannungsübungen bei akutem Stress

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