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Zwischen Erfolg und Selbstbestimmung: Die Vision einer starken Mitte

Zwischen Erfolg und Selbstbestimmung: Die Vision einer starken Mitte

Wie gelingt beruflicher Erfolg, ohne die innere Balance zu verlieren? Wolfgang Lusak hat in seinem Buch „Mein Herz schlägt in der Mitte“, publiziert im novum Verlag, eine klare Antwort darauf gefunden. Er setzt sich für eine starke Mitte in Gesellschaft und Wirtschaft ein – als Gegengewicht zu extremen Entwicklungen und Polarisierung. In diesem Interview teilt er seine persönlichen Erfahrungen, Gedanken zu New Work und den Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg. Ein Interview, das zum Nachdenken anregt – und vielleicht sogar deine Sicht auf Erfolg verändert.

Check-In

Auf meiner Visitenkarte steht: Lusak Consulting – Marketing, Coaching, Lobbying sowie Lobby der Mitte – Plattform für Mittelstand & Mittelschicht

In 3 Worten beschrieben bedeutet mein Job: Innovator:innen durchsetzungsfähig machen

New Work definiere ich persönlich als: In einer Welt der riesigen Chancen die Balance finden zwischen dem tun, was man gerne und gut macht und dem tun, was die Menschen wirklich brauchen und in Zukunft brauchen werden

Die neue Arbeitswelt bedeutet für mich und meinen Job vor allem: Persönlich: Überblick halten, Entscheidungen treffen und danach konsequent handeln – dabei in der eigenen Mitte bleiben; Beruflich: In der Arbeit für Kund:innen und Partner:innen ständig über die Entwicklung in Gesellschaft, Technologie, Wirtschaft und Arbeit am Laufenden bleiben und gleichzeitig die Entwicklung mit Kreativität, Motivation und Zusammenarbeit mitzugestalten

Lieber Wolfgang, in deinem Buch „Mein Herz schlägt in der Mitte“, publiziert im novum Verlag, geht es unter anderem um die Balance zwischen beruflichem Erfolg und innerer Zufriedenheit. Was hat dich persönlich dazu bewegt, dieses Buch zu schreiben? Warum hast du dich genau für dieses Thema entschieden, und welche Erfahrungen oder Überzeugungen haben dich dabei inspiriert?

Beruflicher Erfolg ist ohne innere Balance unmöglich. In der Mitte und zufrieden zu sein ist ein permanenter Lern- und Wachstumsprozess. Dafür ist es notwendig einen Ausgleich zwischen a) den eigenen Bedürfnissen und Zielen und b) der Mitverantwortung für gesellschaftliche Herausforderungen und Umwelt zu finden. In meiner Arbeit als Coach für die Durchsetzung von nachhaltigen Projekten halte ich es für entscheidend, nicht nur bei relevanten Organisationen oder Lobbys anzudocken, sondern auch eigene Lobbys aufbauen zu können.

Der Grundanstoß für mein Buch war die Erkenntnis, dass sich a) unternehmerischer Mittelstand und angestellte Mittelschicht immer weniger durchsetzen können, und b) die Gesellschaft immer mehr polarisiert und spaltet. Dies geht zulasten der Mitte und untergräbt damit den inneren Zusammenhalt der Gesellschaft. Wenn nämlich Mitte durch links- oder rechtsextreme Politik, Monopol-Kapitalismus und überbordenden Sozialstaat weiter ausgebeutet wird, fehlt uns letztlich allen die Kraft und Wettbewerbsfähigkeit, um die Übernahme unserer Wirtschaft und Politik durch China, Ölländer und USA zu verhindern. Wir müssen unsere demokratisch-europäischen Werte schützen.

Daher versuche ich die Mitte der Gesellschaft sichtbarer und durchsetzungsfähiger zu machen. Weil sie mit Balance, Innovation, Investitionen, Kaufkraft, Steuerzahlungen, Arbeit, Nachhaltigkeit und Regionalität unseren Wohlstand und unsere Eigenständigkeit erhält. Das Hauptmotiv für die Erzähl-Form meines Buches ist, den Menschen in amüsant-spannender Form erlebbar zu machen, wie meine Vision von einer demokratischen „Runden Gesellschaft der Mitte“ realisiert werden kann. Es gibt allen die Möglichkeit, sich selbst zu erkennen, die Epoche von 1950 bis heute zu verstehen und selbstbestimmt zu leben.

Was bedeutet es für dich persönlich, „in der Mitte“ zu sein, und wie lebst du diese Balance in deinem eigenen Alltag? Gibt es Momente, in denen es dir besonders schwerfällt?

Ich entwickle viel Achtsamkeit für den Körper, trachte danach mich gesund zu ernähren, betreibe Sport in den drei Bereichen Kraft, Ausdauer und Koordination (Balance), erlebe Freude an Körperpflege und Bewegung. Das alles stärkt meine Immunität, Selbstheilungskräfte und mündet in einer selbstbestimmten Lebensführung. Geistig halte ich mich an den von mir aufgestellten Weg der Entwicklung der „sieben geistigen Fähigkeiten“: 1. Meditieren, 2. Denken, 3. Erinnern, 4. Reden, 5. Schreiben, 6. Entscheiden und 7. Handeln (Dies wird in meinem Buch ausführlich erklärt).

Seelisch versuche ich mit Mentaltraining und Meditation die Spannung in der alle Menschen leben, nämlich zwischen Körper, Geist & Seele, Leben & Tod, freiem Willen & genetischer Vorbestimmung sowie traditionellen Mustern für Fortschritt zu nutzen. In Momenten der Schwäche versuche ich mich auf die Schönheit des Lebens, auf die Möglichkeit des Staunens, der Dankbarkeit und des Vertrauens zu besinnen – und die körperliche, geistige und seelische Routine wird wieder zum reinen Vergnügen.

Finde die Balance zwischen dem, was du gerne tust und gut machst, und dem, was die Menschen wirklich brauchen.

Wolfgang Lusak, Unternehmensberater und Autor

New Work fordert von Mitarbeitenden mehr Eigenverantwortung und von Unternehmen mehr Vertrauen. Welche Strategien empfiehlst du, um diese neue Balance zu fördern?

Die vordergründig plausible Forderung nach „Eigenverantwortung“ der Beschäftigten und „mehr Vertrauen“ entsteht oft aus scheinheiligen Motiven. Sie spiegelt die Unfähigkeit der Mehrheit der Werktätigen eine echte Gemeinschaft zu bilden. Stehen sich doch die Extreme einer mehrheitlich lustlos dahin werkelnden, von „Brot & Spielen“ ruhig gestellten Working Poor-Masse und eine von Shareholder Value getriebene, von Politik und Gewerkschaften verwöhnte, oft als „too big to fail“-abgesicherte monopolistische Kapitalinhaber:innen-Führungsebene gegenüber.

Natürlich empfehle ich, den unternehmerischen Mittelstand mit seinen Mittelschicht-Angestellten zu fördern, weil dort Mitverantwortung der Angestellten und Vertrauen der Führungskräfte und ein kreatives „an einem gemeinsamen Strang ziehen“ noch gelebt werden. Deshalb noch, weil heute die Mitte durch Steuerbenachteiligung, Bürokratie und schlechtem Zugang zu Kapital ausgebremst wird, was jeder in entleerten Ortszentren, KMU-Schließungen und Wirtschaftsstatistiken nachvollziehen kann. Die Strategie lautet Mitte stärken – und damit den extremistischen wie erfolglosen Kampf gegen Reichtum und Armut ersetzen.

In einer Arbeitswelt, die durch Digitalisierung und Globalisierung immer schneller wird, fällt es oft schwer, „in der Mitte“ zu bleiben. Welche Tipps gibst du Menschen, die sich von den Anforderungen überfordert fühlen?

Besinnt Euch auf den Wert der Mitte, auf den Ausgleich in euch. Folgt dem Weg der sieben geistigen Fähigkeiten. Am Anfang steht immer Stille, inneres zur Ruhe kommen und Meditation. Grundhaltung ist bewusstes Sein, Offenheit und Disziplin. Dann folgen Träume, Möglichkeiten, Entscheidungen und Erfolge „wie von selbst“. Wer jetzt sagt „aber das geht ja nicht“, dem sage ich „dann musst Du etwas in Deinem Leben ändern.“

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Welche Rolle spielen Emotionen und persönliche Werte in einem Umfeld, das zunehmend auf Erfolg, Leistung und Effizienz ausgerichtet ist?

Leistung und Effizienz sind per se neutral, sie können sich auch sehr gut auswirken, wenn sie in einer ganzheitlichen, fairen, auf Mitte ausgerichteten Organisation erbracht werden. Wenn Emotionen entweder unbewusst herausbrechen oder mit „Brot & Spielen“ – also mit den Verführungen unserer Welt wie Junk Food, Alkohol, Drogen, Fernsehen, Filmen, Spaltungspolitik und Blasen-Zugehörigkeiten – erzeugt und praktiziert werden, dann sind sie nur hinterhältig inszenierte „Belohnungen“ der monopolistischen Kapitalinhaber:innen-Führungsebene und der ihnen angeschlossenen Politik fürs „brav sein“ und „nicht Aufbegehren“. Persönliche Werte kann man nur dann als Werte bezeichnen, solange sie nicht dazu führen, dass anderen damit geschadet wird. „Was du nicht willst, das[s] man dir tu‘, das füg auch keinem andern zu.“, ähnlich Kants „kategorischem Imperativ“.

Wenn die zentralen Werte von New Work „Freiheit, Selbständigkeit und Teilhabe an der Gemeinschaft“ sind, dann stelle ich gerne meine Werte der Mitte „Leistung, Eigentum, Nachhaltigkeit und Fairness“ als geistesverwandt daneben – 36% der Bevölkerung bekennen sich zu der „Wertegemeinschaft Mittelstand“ (Mittelstandsbarometer 2024).

Was bedeutet für dich persönlich „Erfolg“, und wie hat sich deine Definition im Laufe der Jahre verändert? Siehst du darin Parallelen zu den Werten von New Work?

Als junger Manager war Erfolg für mich hohes Einkommen, beruflicher Aufstieg und ein tolles Leben in Business Class und Vorstandsetagen. Jetzt, mit 75 Jahren, ist Erfolg für mich, wenn ich dazu beitrage, dass viele Menschen auf diesem Planeten erfolgreich sind, ohne andere Menschen oder die Umwelt zu benachteiligen oder zu zerstören.

Wenn du eine zentrale Botschaft aus deinem Buch für die New Work-Welt hervorheben müsstest, welche wäre das und warum?

Damit die Menschheit überleben kann – im Moment schaut es eher nach desaströsen Spaltungen, Kriegen und Umweltzerstörungen aus – muss sie den Weg zu einer demokratischen „Runden Gesellschaft der Mitte“ gehen. Die Revolution/Evolution der Mitte könnte nach der industriellen, kommunistischen und digitalen Revolution zu der vierten großen und entscheidenden Veränderung der menschlichen Gemeinschaft werden. Dafür möchte ich Hoffnung machen, und dafür brauche ich Mitwirkende. „Nur wenn es der Mitte gut geht, geht es uns allen gut.“

Welchen Lieblingstipp möchtest du noch unbedingt mit der Karrieregeflüster-Community teilen?

Ich wiederhole: Finde die Balance zwischen dem, was Du gerne tust und gut machst und dem, was die Menschen wirklich brauchen und in Zukunft brauchen werden.

Wolfgang Lusak, geboren 1949 in Wien, ist Unternehmensberater, Lobby-Experte und Autor. Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Wien und begann seine berufliche Laufbahn als Konzernmanager bei Unilever, Gillette und BP. Später wurde er der erste Geschäftsführer der Österreichischen Weinmarketinggesellschaft und führte die österreichische Weinwirtschaft nach dem größten Weinskandal Österreichs aus der Krise. Er lehrte als Universitätslektor an der Wirtschaftsuniversität Wien und arbeitet seit mehreren Jahrzehnten als selbständiger Unternehmer in seiner Geburtsstadt. Zudem schreibt er Kolumnen für führende österreichische Medien und hat eine Reihe von Sachbüchern zu den Themen Unternehmer:innentum, Wirtschaftspolitik, Nachhaltigkeit und Demokratie veröffentlicht.

(c) Clemens Schneider

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