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1 Jahr „Corona Home Office“: Mein Resümee

1 Jahr „Corona Home Office“: Mein Resümee

Home Office Resümee Pandemie Corona Lockdown_Titelbild

Nach einem Jahr im (fast durchgängigen) Home Office, wird es Zeit ein Resümee zu ziehen. Speziell auch deshalb, weil ich davor keine Möglichkeit hatte, Remote zu arbeiten. Ich musste also von heute auf morgen meinen Arbeitsalltag und meine Arbeitsweise komplett umstellen. Es ist ein doch recht kritischer Blick, den ich hier auf die Arbeit im Home Office, aber vor allem auf mich selbst werfe …

Home Office und die rosa Wolken

Bis zum 12. März 2020 hatte ich eine sehr blumige Vorstellung von der Arbeit im Home Office: Aufstehen, ein bisschen Sport und Bewegung zum Munterwerden. Später setze ich mich mit einer Tasse Tee zum PC und arbeite meine To Do‘s ab. Wenn draußen die Sonne scheint und die Temperaturen es zulassen, dann setze ich mich auf die Terrasse oder auf irgendeine Parkbank. Ich arbeite einfach von dort aus weiter. Ich mache es jedenfalls sehr abhängig von Werktag, Arbeitslaune, Wetter oder Arbeitsaufgabe. Diese Vorstellung hatte ich wie gesagt bis circa Mitte März, dann kam die Pandemie.

Durch den Lockdown verpuffte diese romantische Phantasie von Home Office recht schnell. Ich wurde rasch auf den Boden der Realität geholt. Jeder Tag fühlt sich gleich an, er läuft auch fast gleich ab. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen und ein „kurzer“ Austausch mit den Kolleg:innen wird zur echten Herausforderung. Natürlich ist hier auch viel der Pandemie selbst geschuldet, als dem Konzept des Home Office an sich. Deshalb steht dieses Resümee auch im Kontext des Lockdowns/der Pandemie – in Post-Corona-Zeiten kann es durchaus anders aussehen.

Home Office: Vorstellung VS. Realität

Ich habe dir hier meine persönlichen Eindrücke zusammengefasst: Vielleicht erkennst du dich ja in dem ein oder anderen Punkt wider. Oder aber, du gehst ganz anders mit gewissen Umständen um. Lass es mich gerne in den Kommentaren weiter unten wissen, wenn du Lust dazu hast.

Flexibilität for the win!

Gut, beginnen wir mit DEM positiven Aspekt in Sachen „ich arbeite von zu Hause aus“: die Flexibilität. Wenn man so wie ich recht viele Projekte gleichzeitig zu bearbeiten hat, die natürlich unterschiedliches Timing haben, dann weiß man es sehr zu schätzen, wenn man die restliche Zeit an diese Spitzen anpassen kann. Beginnen die Termine mal später, dann schiebe ich dazwischen zum Beispiel eine kleine Yoga Session ein, um einen Ausgleich zum vielen Sitzen zu schaffen und meine Muskeln zu dehnen.

Home (alone) Office!

Ich würde sagen, dass dieser Punkt zu den negativen Seiten zählt, wenn es nicht sogar DER Negativste ist. Vor der Zeit des unfreiwilligen Home Offices gab es durchaus Tage, an denen ich mir so sehr gewünscht habe, für mich alleine in Ruhe arbeiten zu können. Ich muss ergänzen, dass ich zuvor immer mit mehreren Kolleg:innen in einem Raum saß und somit auch ein gewisser Lautstärke-Pegel gegeben war, der bei manchen Arbeiten störte. Nun bin ich die gesamte Arbeitszeit über alleine und merke definitiv, dass dies nicht meine Präferenz ist. Mir fehlt der Austausch, das gemeinsame Mittagessen und auch Kolleg:innen aus anderen Abteilungen zufällig am Gang zu treffen.

In Good and Bad times!

Eine persönliche Erkenntnis, die ich mit dir teilen möchte, bezieht sich auch auf den Teamzusammenhalt. Durch die Arbeit im Home Office ist mir bewusst geworden, wie viel Austausch auf informeller Ebene passiert. Aber auch wie viel positive Energie und Motivation ich mir persönlich aus diesen Gesprächen ziehe. Wir alle sind im Team sehr bestrebt, einen regelmäßigen Austausch aufrecht zu halten, auch vor allem auf informeller Basis. Doch Remote ist es schlussendlich doch etwas anderes.

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Diese neue Art zu Arbeiten verlangt uns doch sehr viel mehr an Selbstdisziplin ab als gedacht. Auch diese Erkenntnis konnte ich im letzten Jahr gewinnen. Ich dachte mir immer, dass mir diese Umstellung sehr leicht fallen würde und ich mit diesem Plus an Flexibilität sehr gut umgehen kann. Ich war mir auch bewusst, dass dadurch, die Grenzen von Arbeits- und Privatleben noch mehr verschwimmen würden und es somit neue Grenzen, die ich mir persönlich setzen muss, braucht. Vielleicht ist es auch der raschen Umstellung in 100% Home Office – quasi übers Wochenende – geschuldet, aber ich muss zugeben, dass es mich doch überforderte. Auch jetzt, nach nun einem Jahr, bin ich selbst noch recht unzufrieden mit mir und meinem persönlichen Zeitmanagement. Auch dies fällt wahrscheinlich unter dem Begriff des „lebenslangen Lernens“.

#Fazit:

Vielleicht ist es die Corona-Müdigkeit oder das Fehlen von echten sozialen Kontakten, aber dieses Resümee nach einem Jahr ist doch recht kritisch ausgefallen. Die rosa Wolken, die die Traumvorstellung von Home Office zu Beginn umgeben haben, sind definitiv verflogen und die Realität mit all den Vor- und Nachteilen eingekehrt. Mein Blick in die Zukunft ist trotzdem ein positiver, denn ich bin auch sehr dankbar, dass wir diesen berühmten Digitalisierungsschub bekommen haben. Wir sind definitiv in einer Art New Work angekommen, die uns fachlich, aber auch persönlich immer wieder vor Herausforderungen und vor allem unsere Selbstdisziplin auf die Probe stellen wird.

Mit diesem Umstand gilt es sich anzufreunden und diese fortwährende Bewegung anzunehmen. Denn so etwas wie Stillstand hat es nie gegeben. Und dieser Zustand wird auch nie über einen längeren Zeitraum bestehen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns – neben den Aufgaben im Arbeitskontext – vor allem auch mit uns selbst im Kontext New Work beschäftigen. Denn das „ich“ rückt hier immer mehr in den Mittelpunkt. Wir werden neue Seiten, neue Stärken, aber auch neue Schwächen an uns entdecken. Auch die Arbeit mit und an uns selbst wird nicht stehenbleiben, im Gegenteil. Darüber hinaus gilt es auch, unsere Stressresilienz in der Krise zu stärken und vor allem, nicht allzu streng mit uns selbst zu sein, falls wir mal mehr Zeit brauchen als andere.

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  • Sehr gutes Fazit, liebe Andrea!
    Mir ging und geht es mit dem (Corona) HO sehr sehr ähnlich, und ich hatte die gleichen Erfahrungen gemacht.
    Zusätzlich kam bei mir noch für viele Woche das Thema Kinderbetreuung (Homeschooling) dazu – ich habe 2 Kinder 9 und 13 Jahre. Deshalb bin ich überzeugt, dass in der Post-Pandemie-Zeit das Thema HO etwas anders aussehen und dann auch in einer neuen Betrachtung positiver ausfallen wird.
    Schönen Tag und liebe Grüße

    • Danke Erwin, schöne Worte! Ich denke auch, dass unser Urteil Post-Covid besser ausfallen wird.
      Freut mich sehr, dass du reingelesen hast 🙂 Alles Liebe Ani

  • Danke für den gestatteten Einblick. Er ist für mich besonders inspirierend, weil ich mich seit vielen Jahren mit dem Thema „Pensionierung“ beschäftige und ich dieses Datum immer als Strafe angesehen habe. All die bis dahin funktionierenden beruflichen Kontakte und Netzwerke müssen lt. Sozialversicherungsrecht von einen Tag auf den anderen aufgegeben werden. Ohne Corona!

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