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Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit: Insights vom Work Smart Circle

Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit: Insights vom Work Smart Circle

Wie kann eine flexible, zukunftsfähige Arbeitskultur aussehen und welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz auf unsere berufliche Zukunft? Im Interview beleuchtet Sonja Strohmer, Gründerin des Work Smart Circles, genau diese spannenden Fragen und gibt dabei praktische Ratschläge. Sie spricht weiters über ihre Motivation und die Herausforderungen, die sie zur Schaffung des Work Smart Circles führten. Sowie darüber, wie Peer-Learning und kulturelle Entwicklungen die Arbeitswelt positiv verändern können und welche Rolle mentale Gesundheit dabei spielt…

Check-In:

Auf meiner Visitenkarte steht: Sonja Strohmer, Initiatorin & Community Lead, Work Smart Circle

In 3 Worten beschrieben bedeutet mein Job: Zukunftsfähige Arbeitskulturen durch Peer-Learning-Moderation unterstützen (3 Worte schaff ich nicht 😅)

New Work definiere ich persönlich als: New Work ist für mich menschenzentrierte, sinnstiftende und zukunftsorientierte Arbeit

Die neue Arbeitswelt bedeutet für mich und meinen Job vor allem: Große Freude am #ZeigenWasGeht in der Arbeitswelt

Liebe Sonja, du hast dich ja mit den Themen Peer-Learning & Networking im Rahmen des Unternehmensnetzwerks Work Smart Circle selbstständig gemacht. Erzähl bitte kurz, warum dich das Thema so begeistert.

Der „Mutausbruch“ für die Gründung des Work Smart Circles 2020 entstand aus einem Schmerz und Frust heraus. Ich wollte nicht wahrhaben, dass für mich als junge Mutter mit weiterhin großen beruflichen Ambitionen nur mehr Sachbearbeiter:innen-Jobs vorgesehen waren, weil ich ja nicht mehr bereit war, 50 oder 60 Stunden pro Woche zu arbeiten. Mein Möchtegernweltverbesserungsgen ist da voll durchgeschlagen. Diese starren Jobschablonen durften auf keinen Fall so bleiben.

Ich habe dann gesehen, dass sich viele Unternehmen auf den Weg gemacht haben, eine zukunftsfähige Arbeitskultur zu entwickeln. Der Wille war oft da, aber es ist eben gar nicht einfach. Daraus entstand die Idee, die Gestalter:innen in diesen Organisationen durch Peer-Learning zu stärken und ihre Arbeit einfacher zu machen. Dabei geht es längst nicht nur um flexible Arbeitsmodelle, sondern um Themen wie Feedbackkultur, Vertrauen, psychologische Sicherheit, Eigenverantwortung, Diversität, New Work in der Produktion, Achtsamkeit und natürlich insgesamt Kulturentwicklung.

Ich darf in unseren Peer-Learning Workshops mit großartigen Menschen arbeiten, die etwas bewegen und Zukunft gestalten wollen. Das Feedback aus der Community gerade jetzt wieder nach dem Workshop-Themen-Voting unter den Mitgliedern ist einfach beflügelnd. Noch nie habe ich meine Arbeit so gerne gemacht wie meine Tätigkeit beim Work Smart Circle.

Manche Menschen sind zuversichtlich, dass wir durch KI gewonnene Freiräume werden halten können. Aus meiner Sicht sprechen die Vergangenheit und die Systemlogik dagegen, d.h. wir müssten hier sehr bewusst gegensteuern, um auch tatsächlich Freizeitgewinne „abzuschöpfen“.

Sonja Strohmer, Work Smart Circle

Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist gerade für dich und deine Arbeit ein sehr spannendes. Wo genau siehst du Veränderungen und Herausforderungen?

Wo fange ich da an? Nach über 50 Gesprächen und Interviews mit KI Unternehmer:innen, Wissenschafter:innen, Geschäftsführer:innen und HR Manager:innen glaube ich, dass KI keinen Stein auf dem anderen lassen wird. Aktuell konzentrieren sich viele darauf, künstliche Intelligenz als Technologie anzuwenden und nutzen zu lernen, was auch wichtig und verständlich ist. Es werden uns aber vor allem auch die Auswirkungen auf unsere Art zu arbeiten, unsere Kultur und unsere Zusammenarbeit unglaublich beschäftigen und fordern. Wie wir hier als Führungskräfte und Unternehmer:innen gefordert sind, ist aktuell in der öffentlichen Diskussion noch sehr unterbeleuchtet.

Ich habe Thesen zum Impact der KI-Revolution auf unsere Organisationen erarbeitet und greife einfach ein paar heraus:

  • Arbeit wird intensiver
  • Unsere Rollen werden immer fluider
  • In den KI Schlüssel-Skills „kritische Urteilsfähigkeit“, „Unablenkbarkeit“ und „Selbstfürsorge“ sind wir so schlecht wie nie zuvor
  • Die sinkende Halbwertszeit von Geschäftsmodellen und Produktzyklen wird uns sehr fordern
  • KI bedeutet Fluch UND Segen für Menschen und Unternehmen

Diese Thesen klingen ziemlich negativ, und das soll den sehr wichtigen Gestaltungsauftrag für Geschäftsführer:innen, Führungskräfte und People & Culture verdeutlichen. Es soll aber nicht als Ablehnung von künstlicher Intelligenz interpretiert werden. Ich empfehle allen, sich intensiv mit KI auseinanderzusetzen.

Wir müssen sehr reflektiert über das Thema sprechen können und aktiv werden, um die erwünschten Potentiale zu heben. Wenn wir die Dinge einfach laufen lassen, werden wir viele negative Entwicklungen erleben.

Wir werden mehr Raum für komplexere Aufgabenstellungen haben und mehr Zeit mit „Entscheidungen treffen“ verbringen, nachdem uns unser KI Agent schneller entscheidungsfähig macht.

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Sonja Stromer, Work Smart Circle

Wie sollte sich die Unternehmenskultur in Bezug auf mentale Gesundheit entwickeln, wenn künstliche Intelligenz Teil des Arbeitsumfelds ist?

Ein Vorarlberger KI Unternehmer hat mich davon überzeugt, dass eine der größten Herausforderungen für Unternehmen im Bereich KI und Arbeit das Thema „balanced workload“ ist. Ich erwarte eine Arbeitsverdichtung und -beschleunigung. Du wirst KI-unterstützt einfacher und schneller mehr Emails schreiben können, aber ich auch. Damit habe wir alle mehr in unserer Inbox. Wir werden mehr Raum für komplexere Aufgabenstellungen haben und mehr Zeit mit „Entscheidungen treffen“ verbringen, nachdem uns unser KI Agent schneller entscheidungsfähig macht. Das ist wertschöpfender als vorher, aber für viele auch deutlich anstrengender.

Deshalb wird es noch wichtiger einen Schwerpunkt zum Thema „emotionale Gesundheit“ aufzubauen, um hier gegenzusteuern. Sonst laufen wir in ein Überlastungsproblem. Manche Menschen sind zuversichtlich, dass wir durch KI gewonnene Freiräume werden halten können. Aus meiner Sicht sprechen die Vergangenheit und die Systemlogik dagegen, d.h. wir müssten hier sehr bewusst gegensteuern, um auch tatsächlich Freizeitgewinne „abzuschöpfen“. Für mich steht fest: Die Technik muss im Dienst des Menschen stehen. Jedes Unternehmen hat auch eine „Corporate Digital Responsibility“.

Wie kann man sich zu diesem Thema up2date halten? Gibt es spezielle Magazine, Blogs, Podcasts etc. die du empfehlen kannst?

Sehr gerne empfehle ich das Magazin „human“, Women in AI, Der KI-Podcast vom ARD und den IdeaCast vom Harvard Business Review mit einigen spannenden Folgen. Und natürlich den Work Smart Circle, wo wir einen Workshopthemenschwerpunkt zum Thema „KI und Change, Skills & Unternehmenskultur“haben und auch eine KI Lernexpedition planen. Hier gibt es dazu nähere Infos.

Welchen Lieblingstipp möchtest du noch unbedingt mit der Karrieregeflüster-Community teilen?

Jeden Tag 15 Minuten gar nichts tun und den ausgefuchsten Social Media Algorithmen die Zunge zeigen 😊

Dr. Sonja Strohmer ist die Initiatorin und Community Lead des Unternehmensnetzwerks Work Smart Circle für Unternehmen auf Kulturentwicklungsreise und eine der TOP50 HR Influencer Austria. Sie unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung einer zukunftsfähigen Arbeitskultur und setzt dabei auf innovative Peer Learning-Formate. Dafür wurde Sonja bzw. der Work Smart Circle für den Österreichischen Gründerpreis PHÖNIX, den Constantinus Award und den HR Award nominiert. Sie war zuvor Personalleiterin im IT Consulting und der Industrie, Lektorin für HRM und Organisationssoziologie und als mehrfach ausgezeichnete Arbeitsforscherin an der Universität Wien, für die ILO, FORBA und Eurofound tätig.

Im Unternehmensnetzwerk Work Smart Circle entwickeln Unternehmen wie Coca-Cola HBC, Mondi, die ÖBB, Bacher Systems und der ÖAMTC innovative Social-Learning-Formate wie Design Thinking, Lego Serious Play und kollegiales Sparring, um voneinander zu lernen und neue Lösungsansätze zu entwickeln.

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