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Mental Load: Was tun gegen den Dauerstress im Kopf?

Mental Load: Was tun gegen den Dauerstress im Kopf?

Der Begriff Mental Load ist derzeit in aller Munde. Doch kaum jemand weiß, was dieser genau beschreibt und welches gesellschaftliche Problem dahinter steckt. Der Begriff scheint zwar neu, doch dahinter verbirgt sich ein sehr altes Phänomen, welches sich hartnäckig hält. Was bedeutet Mental Load und vor allem: Wie kommt man bzw. Frau aus der Mental Load Falle wieder raus? Die Antworten gibts hier nachzulesen …

Was ist mit Mental Load gemeint?

Der Begriff geht auf einen Comic der französischen Zeichnerin Emma Clit vor ein paar Jahren zurück und bezieht sich vorrangig auf die Folgen unbezahlter, also unsichtbarer Arbeit, die vor allem durch Frauen geleistet wird. Der Begriff ist relativ neu, das Phänomen ist aber ein schon sehr altes, denn es greift auf die klassische Rollenverteilung zurück: Der Mann geht arbeiten und ernährt damit die Familie. Die Frau bleibt zu Hause und kümmert sich um Kinder, Haushalt etc. Dass dieses Modell bereits ausgedient hat und in den meisten Fällen ganz und gar nicht mehr der Realität entspricht, ist unbestritten – speziell in Zeiten von New Work. Paare, die sich unbezahlte Arbeit gut aufteilen, fallen jedoch meist mit der Geburt des Kindes in diese tradierten Rollenbilder zurück – damit einhergehend auch die klassische Teilzeitarbeit der Frauen.

Was genau zur Überlastung führt

Die Aufgaben, die nun der männliche Part oft nicht mehr wahrnimmt, die aber zu einem reibungslosen Ablauf beitragen und somit erledigt werden müssen, bleiben somit an der Frau hängen. Mental Load bezieht sich aber nicht nur auf die zusätzliche Menge der Aufgaben, sondern vor allem auf die Verantwortung alles am Laufen zu halten. Dies ist der größte Stressfaktor. Speziell wenn Frauen erwerbstätig sind und nebenbei organisieren und planen müssen damit alles läuft, hat das immense negative Auswirkungen auf die Psyche. Es ist dieses ständige „an alles Denken“ und „alles im Blick“ haben, was zur Überlastung bis hin zum Burn Out führen kann.

Dies sind nur einige Beispiele, die zum Mental Load beitragen können und damit schnell zur Überforderung bzw. Überlastung führen. Dazu kommen meist hohe Erwartungen, die man oft an sich selbst stellt: „Andere schaffen das doch auch!“, „Ich muss mich jetzt zusammenreißen!“, „Das geht schon!“ usw. Auch die sozialen Medien tragen zu diesem Perfektionismus bei. Auf Instagram sieht man oft „Super-Moms“, die den ganzen Tag super gelaunt auch jede noch so große Herausforderung schaffen, als wäre es eine Kleinigkeit. Dies trägt massiv zu einem verzerrten Bild als arbeitende Mutter und/oder Partnerin bei, welches als Ideal zu gelten scheint.

Raus aus der Mental Load Falle!

Es gibt viele Wege, die helfen können aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Wichtig hierbei ist aber, auf sich selbst zu hören – darauf, was einem selbst gut tut. Oft wissen wir selbst, was das beste für uns ist. Doch manchmal braucht es einfach ein paar Denkanstöße, ein paar Beispiele für kleinere Veränderungen, die aber schon großes bewirken können:

Mit dem/der Partner:in sprechen / um Hilfe bitten

Dies ist wohl der einfachste Tipp gegen Mental Load, der aber oft am schwersten umzusetzen ist. Man muss sich eingestehen, dass sich etwas ändern muss, dass man nicht alles alleine schaffen kann und muss. Sobald man dies internalisiert hat, hilft das Gespräch mit dem/der Partner:in, der oft diesen großen Load gar nicht so bemerkt. Meist scheint es für ihn, dass „eh alles gut und leicht läuft“. Wichtig ist, dass man versucht die To Do Liste mit dem/der Partner:in aufzuteilen und so Verantwortung auch abzugeben. Hat man keine/n Partner:in bzw. ist alleine, dann ist es an der Zeit um Hilfe zu bitten. Es ist keine Schande sich an Familie & Freunde zu wenden, im Gegenteil, oft ist man überrascht, wie gerne sie doch helfen möchten.

Die obligatorische To Do Liste gegen Mental Load

Es hilft oft schon, wenn man sich mal vor Augen hält, worum es denn eigentlich geht, also welche To Do’s alle wann fällig sind. Man braucht keine fancy Apps, um den Alltag organisieren zu können. Es reicht die „Notizen“ App auf dem Handy, mit der man sich ganz leicht eine Liste basteln kann – und vor allem Erledigtes abhaken kann (siehe oberes Bild). Diese Liste kann man auch schnell mit dem/der Partner:in teilen, sodass alle wissen, was noch alles zu tun ist und was bereits erledigt ist. Sie ist auch sehr praktisch, wenn einem noch kurz vor dem Einschlafen etwas einfällt. Man ergänzt dann einfach einen Punkt, und schon ist das To Do aus dem Kopf.

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Lösche das Bild der perfekten Working Mom

Dieser Tipp ist zwar schon im ein oder anderen Absatz gefallen, ich möchte ihn trotzdem hier nochmals hervorheben, weil er so wichtig und essentiell ist. Es bringt absolut nichts, einem Bild nachzueifern, dass so nicht der Wirklichkeit entspricht. Jede/r hat seine Probleme und Schwierigkeiten. Es gibt gute, aber es gibt auch schlechte Tage – und genau das trifft jede/n gleich. Mal klappt die Planung, die man sich zuvor zurechtgelegt hat, oft aber auch nicht. Speziell wenn Kinder mit im Spiel sind, lernt man schnell, dass die beste Planung in den meisten Fällen nicht ausreicht um alles unter einen Hut zu bekommen. The struggle is real 😉

Nimm deine Bedürfnisse ernst

Damit einhergehend ist es wichtig, sich selbst nicht immer an die letzte Stelle zu setzen. Höre auf deinen Körper und mache eine Pause, wenn dieser eine einfordert. Ich kann dir sagen: Er wird diese so lange einfordern, bis er sie bekommt. Somit ist es besser, sich kleinere Auszeiten zuzugestehen, als wenn es irgendwann einmal eine lange sein muss. Kommuniziere dies vor allem an deine/n Partner:in oder bitte jemand anderen um Hilfe, etwas zu übernehmen. Schaffe dir deine persönlichen Freiräume. Schon 30 Minuten am Tag können Wunder wirken!

Key Take Away

Mental Load ist kein neues Phänomen, es ist bloß ein neues Etikett auf einem alten Päckchen, welches seit vielen Jahren von meist Frauen herumgetragen wird. Die Sensibilisierung und auch Entstigmatisierung ist von großer Bedeutung, aber auch eine faire Verteilung von unbezahlter Arbeit. Mental Load kann kein Thema sein, dass Frauen mit sich selbst ausmachen und lösen müssen. Wie bei vielen Herausforderungen, ist auch dieses nur gemeinsam lösbar, wenn Mann und Frau gleichberechtigt und auf Augenhöhe agieren. Suchst du bei diesem Thema Unterstützung? Dann schau gerne bei den New Work Expert:innen Profilen vorbei.

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