Familie und Beruf? Vereinbarkeit ist immer noch Frauensache

Vereinbarkeit Familie und Beruf

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollte ein Thema sein, dass beide Geschlechter gleichermaßen betrifft. Die Realität sieht heute aber immer noch anders aus: Die Teilzeitquote von Frauen ist besonders hoch, Frauen mit Kindern sind in den Führungsetagen kaum vertreten und das schlechte Gewissen ein ständiger Begleiter. Warum die Vereinbarkeit von Familie und Beruf so wichtig ist und was es braucht, damit dieses Thema keine Frauensache bleibt, gibt’s hier nachzulesen …

Was bedeutet Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Beruf & Karriere auf der einen und die Familie, also die Betreuung von Kindern sowie pflegebedürftigen Personen, auf der anderen Seite. Diese Definition ist kurz beschrieben der Spagat, der sich irgendwann im Leben einer berufstätigen Person bietet. Da dieser Umstand beide Geschlechter betrifft, müsste diese Schwierigkeit in gleichem Einvernehmen gemeistert werden – sollte man meinen. Doch in der Realität sieht es leider immer noch anders aus. Das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in den meisten Fällen Frauensache. Warum? Weil hier die tradierten Rollenvorstellungen von Frauen und Männern mitschwingen. Die Arbeitswelt duldet zwar Frauen und gibt sich nun auch verstärkt Mühe sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Doch die Rahmenbedingungen und Strukturen sind in Wahrheit nicht darauf ausgelegt. Denkt man nur an die Themen Schwangerschaft und Mutterschutz: Welches Unternehmen findet damit einen solchen Umgang, sodass Frauen bei der Rückkehr nicht benachteiligt werden? Die Zahlen hierüber sind eindeutig.

Warum ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf so wichtig?

Für eine Gesellschaft und damit auch für den Arbeitsmarkt ist es wichtig, dass genügend Arbeitskräfte vorhanden sind. Sonst funktioniert die Wirtschaft nicht und unser Leben, so wie wir es kennen, würde nicht existieren. Auch unser Pensions- und Sozialversicherungssystem würde zusammenbrechen. Deshalb hat gerade der Staat ein enormes Interesse daran, dass die Geburtenrate (Anm. und auch Migration) steigen und somit auch ausreichend Arbeitskraft im Land vorhanden ist. Darüber hinaus federt unbezahlte Care Arbeit zur Pflege von Angehörigen immens viel ab, da der Staat dies anders gar nicht bewältigen könnte. Es fehlen zu viele Pflegekräfte und auch -Einrichtungen. Dies sind alles Themen, die speziell Frauen übernommen haben, (schlecht) bezahlt, oder eben auch unbezahlt. Nebenbei sozusagen.

Stellen wir uns vor, dass sich hierfür Frauen plötzlich nicht mehr verantwortlich fühlen. Da würde einiges ins Wanken geraten, um es milde auszudrücken. Denn ich mutmaße, dass sich auch viele Männer nicht in großem Maße damit beschäftigen wollen oder sich gar einschränken lassen. Doch wollen wir Gleichberechtigung leben, dann wird es in diese Richtung gehen müssen.

Quelle: Statistik Austria – Teilzeitquote Frauen und Männer 2021

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Frauensache: Das belegt diese Statistik vom Jahr 2021 sehr gut. Eine ausgewogene Balance zwischen Job & Familie mit betreuungspflichtigen Kindern ist in diesem System, wie wir es jetzt kennen, nicht möglich. Da Frauen durch Schwangerschaft und Geburt sowieso eine gesetzlich verpflichtende Auszeit machen und somit einige Wochen bzw. Monate (durch eine darauffolgende Elternkarenz) von der Erwerbsarbeit fern sind, schaffen es nur wenige wieder in Vollzeit einzusteigen. Dieser „Bruch“ im Erwerbsleben betrifft also großteils Frauen, die dann in der sogenannten „Teilzeitfalle“ stecken und nicht wieder herausfinden. Auch wenn sie es möchten.

Diese Grafik zeigt sehr gut auf, dass das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch ein großes Hemmnis für Frauen darstellt, wenn es um eine Führungskarriere geht. Frauen und Führung passen nur zusammen, wenn keine Kinder im Spiel sind. Bei Männern dagegen ist es anscheinend überhaupt kein Thema beides zu vereinbaren. Warum? Weil es Frauen für sie übernehmen – unbezahlt und nebenbei.

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Wie lassen sich Beruf und Familie vereinbaren?

Wenn sich die Rahmenbedingungen und vor allem auch die Werte in unserer Gesellschaft nicht verändern, dann würde ich die Frage mit „gar nicht“ beantworten. Im System Familie kann nicht eine Person die ganze Last tragen und versuchen den damit einhergehenden Mental Load alleine zu stemmen. Es funktioniert nicht, allem gleichermaßen gerecht zu werden, ohne dass eine Seite vernachlässigt wird. Als Frau hat man aber diesen Anspruch an sich selbst. Schafft man das Unschaffbare nicht, so wird man von Selbstzweifel und einem schlechtem Gewissen geplagt. Eine neue Vereinbarkeit muss Einzug in unsere Gesellschaft halten, die wir nur gemeinsam gestalten können:

Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist Frauen- UND Männersache

Der tagtägliche Mental Load muss gerecht aufgeteilt werden

Wir brauchen in unserer Gesellschaft mehr Sensibilisierung für das Thema sowie einen gelebten Wertewandel

Hören wir mit dem Beifallsklatschen auf, wenn auch Männer ihren To Do’s in Sachen Care Arbeit nachkommen

Schaffen wir Rahmenbedingungen, sodass künftige Statistiken ausgewogen und gleichberechtigt skizziert werden

In Österreich leben laut Gender-Index 2022 4.522.292 Frauen (50,8%) und 4.378.772 Männer (49,2%). Somit stellen Frauen die Mehrheit der Bevölkerung. Die aktuellen Rahmenbedingungen in Sachen Arbeitswelt kommen also derzeit einer geringeren Anzahl an Personen, den Männern, zu Gute und benachteiligen damit die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung. Mir persönlich kommt es oft vor, als ob Frauen – obwohl sie in der Überzahl sind – eine geeignete Lobby fehlt, die ihre Interessen vertritt. Jegliche Veränderungen, die Frauen zu Gute kommen dauern mindestens Jahre, wenn nicht Jahrzehnte und schüren so die Ungleichbehandlung über sehr lange Zeiträume.

Auch heutzutage braucht es Frauen, die sich für andere Frauen und deren Rechte stark machen, sich einsetzen und vor allem Männer überzeugen, dass eine Gleichstellung beider Geschlechter immense Vorteile für alle bringt. Auf den Schultern der Frauen lasten großer Druck und Verantwortung: Sie sind der gesellschaftliche Pfeiler, der Stabilität in gewisse Bereiche bringt – Stichwort: unbezahlte Care Arbeit. Und doch sind sie oft von zukunftsweisenden Maßnahmen ausgeschlossen. Fakt ist aber, dass es sich die Arbeitswelt nicht mehr leisten kann, auf die Mehrheit der Bevölkerung und vor allem auf deren Bedürfnisse, keine Acht mehr zu nehmen. New Work braucht gelebte Diversität mehr denn je!

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