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Spannungsfeld Familie und Beruf: So geht Vereinbarkeit ohne schlechtes Gewissen

Spannungsfeld Familie und Beruf: So geht Vereinbarkeit ohne schlechtes Gewissen

In der heutigen Arbeitswelt, die von ständigem Wandel, Getriebenheit, Individualismus und ständig neuen Technologien geprägt ist, stehen viele Eltern vor der Herausforderung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu meistern. Geht es dir genauso und plagt dich dabei öfters ein schlechtes Gewissen? Dann habe ich hier einige Tipps für dich …

Der Begriff „New Work“ hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und bietet uns innovative Ansätze zur Gestaltung von Arbeitsplätzen und -zeiten. Und trotzdem kämpfen viele Eltern mit dem ständigen Gefühl des schlechten Gewissens, wenn sie versuchen, ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen. Die Ambivalenz, die wir empfinden, wenn wir beruflich Karriere machen wollen aber uns auch gleichzeitig gut um unsere Familie kümmern wollen, ist für ganz viele Elternpaare ein riesengroßes Thema. In diesem Artikel möchte ich zeigen, wie „New Work“ die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen kann und welche Strategien Eltern anwenden können, um mit dem schlechten Gewissen umzugehen.

In der New Work-Bewegung werden Arbeitsplatzflexibilität, Selbstbestimmung und eine ausgeglichene Work-Life-Balance als Schlüsselkomponenten angesehen. Jedoch sind Tendenzen zu erkennen, die genau das Gegenteil besagen: Arbeitsplatz- und -zeitflexibilität sorgen bei Eltern für ein immer größer werdendes schlechtes Gewissen und das Gefühl für beide Seiten „nicht genug“ zu sein.

Die Möglichkeit, Arbeitszeiten an die Bedürfnisse der Familie anpassen zu können endet oft im umgekehrten Szenario: die Remote-Arbeitsmöglichkeit dehnt die Arbeitszeiten aus, die ständige Erreichbarkeit durch mobile Geräte sorgt für einen Hustle und gleichzeitig fehlt die Aufmerksamkeit im privaten Bereich. Und umgekehrt beeinflusst auch unser Privatleben mehr denn je den beruflichen Alltag. Wir nennen das gemeinhin: Work-Life-Blending.

Trotz der vielen Vorteile, die New Work bieten kann und unser Leben erleichtern sollen, leiden viele Eltern unter einem konstanten schlechten Gewissen. Das Allgemeinbild der Gesellschaft von „guten Eltern“ tut ihr übriges dazu. Eltern fühlen sich nämlich ständig schuldig: sie sind zu lange im Büro (aus Sicht der Familie), sie sind zu kurz im Büro (aus Sicht des Unternehmens), sie verbringen zu wenig/zu viel Zeit mit ihren Kindern oder wenn sie von zu Hause aus arbeiten und das Gefühl haben, nicht genug/viel zu viel für ihre Arbeit zu tun.

Und dann passiert auch noch der Supergau: das Kind ist „schon wieder“ krank? Ja, dann wird des eben eine Home-Office-Session werden. Das schlechte Gewissen ist also immer mit dabei: dem/der Arbeitgeber:in gegenüber, weil keine „volle“ Leistung gebracht wird und dem Kind gegenüber, weil man nicht 100 % da ist. Hier könnte ich wirklich noch so einige lustige Beispiele aufzählen, die mir in den Jahren untergekommen sind. Eines ist gewiss: dieses ständig schlechte Gewissen aufgrund der mangelnden Vereinbarkeit kann zu Stress und Unzufriedenheit führen.

Um Stress und Unzufriedenheit und auch das schlechte Gewissen zu reduzieren oder gar zu vermeiden möchte ich euch hier einige Strategien mitgeben, die Eltern (oder auch sonst alle) anwenden können:

SPEAK IT OUT LOUD

Offene, ehrliche Kommunikation ist der Schlüssel. Sprich mit deinem/deiner Arbeitgeber:in über deine Bedürfnisse, welche Flexibilität du brauchst und auch wo deine Grenzen sind, und versuche, gemeinsam Lösungen zu finden. Klare Absprachen über Arbeitszeiten und Erwartungen können dazu beitragen, Unsicherheiten zu reduzieren. Sprich aber auch mit deiner/deinem Partner:in über euer beider Bedürfnisse & Erwartungen und versucht einen gemeinsamen Weg zu einer partnerschaftlichen Elternschaft zu finden.

FIRST THINGS FIRST

Schau dir an, was zu tun ist – am besten schreibst du alles, was in deinem Kopf kursiert erst mal auf – und dann: Setze klare Prioritäten für deine beruflichen und familiären Verpflichtungen. Jetzt kannst du besser entscheiden, was grade dringend und wichtig ist und was warten kann. Ich bin zwar überzeugt, dass Eltern wahre Meister*innen im Zeitmanagement sind, aber die Fülle an Dingen kann uns schon mal überrollen.

STAY FLEXIBLE

Nutze die Flexibilität, die New Work bietet, in beide Richtungen: Wenn‘s beruflich notwendig ist, aber auch um spontan auf die Bedürfnisse deiner Familie einzugehen. Achte aber darauf, dass solche Ausnahmesituationen keine Regelmäßigkeit werden. Besprich das auch klar mit deinem Arbeitgeber und/oder mit deiner Familie (siehe „Speak it out loud“)

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CHERISH EVERY MOMENT

Sei im Moment – sowohl beruflich als auch privat! Versuche deine Gedanken dort zu behalten, wo du gerade bist. Wenn du merkst, dass die Gedanken schweifen, nimm einen Zettel zur Hand und notiere alles, was dir durch den Kopf geht und fokussiere dann wieder auf deine Arbeit oder eben deine Familie.

BUILD YOUR COMMUNITY/NETWORK

Baue dir ein Netzwerk, auf das du dich verlassen kannst. Es kann ja immer mal etwas schiefgehen. Das Kind wird krank, und du brauchst schnell eine/n Kolleg:in, die übernimmt? Beruflich ist ein Notfall aufgetreten, und du brauchst schnell jemanden, der/die dein Kind abholt/mitnimmt? Dann ist es gut, wenn du auf ein gutes Netzwerk/Team/Community zurückgreifen kannst.

ME, MYSELF & I

Denke immer daran: Das schlechte Gewissen kann dir niemand abnehmen, aber du hast die Chance es zu transformieren. Du hast es in der Hand. Achte jedenfalls immer darauf, dass es dir als Elternteil gut geht. Betrachte es wie bei einem Handyakku: wenn er leer ist, muss er angesteckt werden um wieder aufzuladen! Auch du als Elternteil brauchst eine Ladestation um wieder Kraft zu tanken.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Zeitalter von New Work ist immer noch eine Herausforderung. Vielleicht ist diese Herausforderung sogar größer denn je. Die Flexibilität und die unterschiedlichsten Möglichkeiten, die dieses Arbeitskonzept bietet, können nämlich dazu beitragen, dass die Herausforderung wächst und viele Menschen überfordert. Das schlechte Gewissen, das viele Eltern empfinden, kann aber sowohl von Arbeitgeber:innen-Seite als auch von Seiten der Familie durch offene Kommunikation, Prioritätensetzung und Selbstfürsorge besser bewältigt werden. Letztendlich sollten Eltern daran denken, dass sie nicht allein sind und dass sie stets ihr Bestes tun, um sowohl in ihrer Karriere als auch in ihrer Familie erfolgreich zu sein.

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